Preisverleihung im Wettbewerb „Kirchengebäude und ihre Zukunft“

Die Umnutzung von Kirchengebäuden rückt mit der dynamischen Entwicklung des gesellschaftlichen Wandels im Zusammenhang mit drohenden Kirchenschließungen und -entwidmungen sowie notwendigen aber schwer finanzierbaren Sanierungen und Modernisierungen von – meist denkmalgeschützten – sakralen Bauten immer öfter in den Fokus der kirchlichen und gemeindlichen Verwaltungen. In diesem Kontext stand die Wettbewerbsauslobung der Wüstenrot-Stiftung zum bundesweiten Wettbewerb „Kirchengebäude und ihre Zukunft“ im vergangenen Jahr 2015.

Am 27. April 2016 fand dazu die Preisverleihung statt. Die Akteure der Preisträger und Anerkennungen – Bauherren, Gemeinden und Architekten – waren zu einem Nachmittag und Abend mit Vorträgen zum Thema sowie einem Festakt mit anschließendem Empfang in den Hospitalhof Stuttgart eingeladen. Der modern renovierte und umgebaute Hospitalhof ist das Zentrum der Evangelischen Kirche in Stuttgart für Erwachsenenbildung, Kunst, Kultur und Spiritualität.

Wie bereits angekündigt, erhielt auch unser kleines Projekt „Rittergutskirche“ unter den bundesweit insgesamt 291 Bewerbern eine Anerkennung. Die Jury begründete das wie folgt: „… Aus privatem Engagement und mit Hilfe institutionalisierter und staatlicher Förderung gelang es, die Kirche in der überlieferten Form zu erhalten und zu beleben … Auf diese Weise gelang es, die Rittergutskirche als kulturelles Erbe zu retten und als Station des Pilgerwegs nach Santiago de Compostela zu integrieren“ und weiter „Die Rittergutskirche ist ein hervorragendes Beispiel für erfolgreiches bürgerschaftliches Engagement. …“

Unser Verein hatte die beiden Akteurinnen Ursula Quester (als Architektin) und Heike Sichting (als Gestalterin des Wettbewerbsbeitrags) zur feierlichen Entgegennahme der Urkunden delegiert.

Herr Dr. Krämer von der Wüstenrot-Stiftung und Frau Prof. Wittmann-Englert als Kunsthistorikerin und Vorsitzende der Wettbewerbsjury hielten zwei sehr interessante Vorträge zum Umgang mit historischen und modernen Kirchenbauten, die in ihrem Kontext nicht mehr oder nicht mehr ausschließlich für kirchliche Zwecke genutzt werden, wobei die Beispiele von Notre Dame in Paris (Kirche, Museumsnutzung) oder Hagia Sophia in Istanbul (Kirche wurde zur Moschee und später zum Museum) bis hin zu rein profanen Nutzungen (als Restaurant oder sogar für Modeschauen) reichten.

Vortrag Kirchenbauten und ihre Zukunft, Stuttgart, April 2016 | Foto: Sacha Dauphin © Wüstenrot Stiftung

Anerkennung Kirchenbauten und ihre Zukunft, Stuttgart, April 2016 | Foto: Sacha Dauphin © Wüstenrot Stiftung

Anerkennung Kirchenbauten und ihre Zukunft, Stuttgart, April 2016 | Foto: Sacha Dauphin © Wüstenrot Stiftung

Preisträger Kirchenbauten und ihre Zukunft, Stuttgart, April 2016 | Foto: Sacha Dauphin © Wüstenrot Stiftung

 

 

 

 

 

Für die Auswahl aus den Wettbewerbseinsendungen war der Jury wichtig, neben gelungener behutsamer Rekonstruktion und Sanierung auch die Modernisierung und vor allem das menschliche Engagement im Umgang damit zu würdigen. Der Fokus der Jury lag auf einer gelungenen Synthese der spirituellen Energie des Kirchenortes mit durchaus weltlichen Nutzungen, die aber keinen vollständigen Bruch, sondern einen pietätvollen Umgang beinhalten.

Die insgesamt neun Prämierungen und weitere elf Beispiele der „engeren Wahl“ sind nun in einer Broschüre zusammengefasst (zu beziehen über die Wüstenrot-Stiftung) und für eine Wanderausstellung aufbereitet. Die Wanderausstellung wird am 5. Juli eröffnet und soll in den nächsten Monaten in allen Bundesländern gezeigt werden. Alle genannten Objekte werden dabei auf transportfähigen Schautafeln gezeigt. Um diese Beispiele auch in unserer Region bekannter zu machen und auf diese Weise Anregungen zu provozieren, können sich z.B. interessierte (Kirch-)Gemeinden, Vereine oder andere Akteure mit geeigneten Möglichkeiten als Ort für die Wanderausstellung bewerben und nach Terminabstimmung die Ausstellung leihen und auf diese Weise als „Katalysator“ für Ideen und Umsetzungen ähnlicher Art nützlich sein. Als Ansprechpartnerin dafür steht in der Wüstenrot-Stiftung Frau Verena Gantner unter Tel. +49 (0) 7141 16 – 75 6504 | Fax +49 (0) 7141 16 – 75 6515 bzw. verena.gantner[ätt]wuestenrot-stiftung.de zur Verfügung.

Wir freuen uns natürlich sehr über diese großartige Anerkennung. Der damit verbundene Preis ist uns Anregung zum Planen für die Zukunft mit neuen Ideen für die Kulturarbeit und die Sicherung des Baudenkmals Rittergutskirche Kleinliebenau durch Überführung in die Förderstiftung. Deshalb haben wir uns auch entschlossen, das Preisgeld als Zustiftung dort einzubringen.

Am Rande dieser sehr informativen, inhaltsreichen Veranstaltung blieb noch etwas Zeit, einige Sehenswürdigkeiten Stuttgarts zu erkunden. Toll war ein Frühlings-Spaziergang trotz des kalten Windes über die Wilhelma – eine historische Anlage aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, die sowohl ein gestalteter Park, als auch botanischer und zoologischer Garten zugleich und damit einmalig ist.

Pfingstrosen auf der Wilhelma Stuttgart, April 2016 | Foto: Heike Sichting

Maurischer Garten auf der Wilhelma Stuttgart, April 2016 | Foto: Heike Sichting

Tulpenpracht auf der Wilhelma Stuttgart, April 2016 | Foto: Heike Sichting

Magnolienblüte auf der Wilhelma Stuttgart, April 2016 | Foto: Heike Sichting

 

 

 

 

 

Heike Sichting und Ursula Quester
April 2016