Rückblick Herbergselterntreffen 11./12. März 2016 in Vacha

Seit nunmehr ca. 10 Jahren bekommen wir von Esther Zeiher die liebevoll gestalteten Einladungen zu den Herbergselterntreffen, die wir leider sehr selten wahrgenommen haben. Dieses Jahr war das Ziel des 450km langen Pilgerweges die Kleinstadt Vacha im Werratal an der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Eine sehr unterhaltsame Begleitung fand ich im reiselustigen Holger, der ohne Zögern sofort zusagte, dieses Kleinod kennenzulernen.

Livia, unsere vierbeinige Begleitung, wurde bei der Ankunft in der Kemenate (Herberge) zu Vacha etwas skeptisch betrachtet. Es folgte der Hinweis, dass das Haus für Hunde nicht zugelassen sei. Es könnten sich andere Gäste gestört fühlen. Na gut – es wird sich hoffentlich für die Übernachtung mit Hund noch eine andere Lösung finden. Elisabeth war dann auch schnell entschlossen und öffnete uns ihr wohlig warmes privates Zimmer. Holger dagegen nahm das nahe dem Frostpunkt temperierte Kemenatenzimmer, da er dort eine eigene Liegestelle vorfand. Nichts für Frostbeulen !

Am Abend gab es erste Gespräche mit den nacheinander eintrudelnden Herbergseltern und auch Esther Zeiher, der Initiatorin und Managerin des Vereins „Ökumenischer Pilgerweg“. Nach dem geselligen Abendbrot mit gegenseitigem Kennenlernen war noch Bastelstunde angesagt: Wegmarkierungen mit Muscheln und Pfeilen wurden vorbereitet. Feinmotorische Übungen sozusagen.

Ein gut organisierter Sonnabend folgte mit einer kurzweiligen Vorstellungsrunde sowie gemeinsamen Liedern und Gebeten. Die Teilnehmer berichteten von ihren bunten Erlebnissen mit Pilgern. Dem aufgeschlossenen Pilger werden neben Kirchen- sogar Stadtführungen angeboten. Dazu lohnt sich in den jeweiligen Herbergen nachzufragen oder die Webseite des Ökumenischen Pilgerwegs zu beachten. Thomas Penndorf vom Verein LebensGut Cobstädt e.V. berichtete von seiner Vision einer Umsäumung des Pilgerweges durch Mitteldeutschland mit Obstbäumen, von denen jeder pflücken und kosten kann. Die Akteure haben über 1000 dieser seltenen und alten Sorten aufgezogen und möchten einen freien und gemeinnützigen Genpool für die Obstvielfalt aufbauen. Pilger, die auf dem Weg nach Vacha Bäume pflanzen, so die Idee, erinnern sich auch in einigen Jahrzehnten daran und kommen gern zurück.

HerbergselterntreffMusikanten spielen auf

 

 

 

 

 

 

 

 

Es folgte der gemeinsame Gang zur Werrabrücke, dem Grenzfluss in einem einst sehr abgeschiedenen Sperrgebiet der ehemaligen DDR. Hier wurde von Einheimischen sehr eindrücklich von dramatischen Grenzverläufen quer durch das Haus auf der Grenze berichtet. Grenzbefestigungsanlagen sind hier zur Mahnung und Erinnerung an den kalten Krieg noch sichtbar. Ein Grenzgedächtnisweg erinnert an kurzfristige willkürliche Zwangsumsiedlungen und Sprengungen durch die sogenannten Staatsorgane der DDR. Eine Gegend mit historischen Geschichten, die mindestens eine Reise wert ist. Vom Turm der Burg Wendelstein konnten wir uns einen kleinen Überblick über Vacha machen. Die Kalihalden prägen die Region, zugleich Fluch (Versalzung der Böden und Flüsse) und Segen (Arbeitsplätze) für die Gegend.

KemenateBurg Wendelstein

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach dem schmackhaften Mittag und dem anschließenden reichhaltigen Kuchenbasar ging die Gruppe die letzten Meter des Pilgerweges durch die Stadt mit ihren traditionsreichen Fachwerkhäusern zur Klosterkirche mit einer Andacht. Alles in allem ein gelungener Tag und eine Reise, an die wir uns gern erinnern werden.

Für die Pilgergruppe des Kultur- und Pilgervereins
Jürgen Weidemann